Beschäftigtenbefragung der IG Metall

Breite Zustimmung für die Tarifforderungen in den lokalen Betrieben

04.12.2020 | Herborn – Mit der Forderung für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie trifft die IG Metall den Nerv der Belegschaften – auch im Zuständigkeitsbereich der IG Metall-Geschäftsstelle Herborn. Das zeigt die Auswertung der großen Beschäftigtenbefragung für unsere Region.

  • Deutliche Mehrheit sieht in der Vier-Tage-Woche ein wichtiges Instrument der Beschäftigungssicherung
  • Klare Mehrheit für eine Erhöhung der Entgelte
  • Viel Kritik an Informationspolitik und Strategielosigkeit der Arbeitgeber
  • Große Verunsicherung angesichts der Krise, aber auch hohe Bereitschaft, sich solidarisch zu engagieren

„Die Befragungsergebnisse untermauern, dass wir mit unserer Tarifforderung richtigliegen. Die Meinung von rund 1000 Kolleginnen und Kollegen aus 20 Betrieben der Region gibt unseren Forderungen zusätzlich Gewicht“, sagte Oliver Scheld, 1.Bevollmächtigter der IG Metall Herborn, am Mittwoch in Herborn. Eine große Mehrheit der Befragten spricht sich für Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge und die Stärkung der Einkommen aus. „In der anstehenden Tarifrunde stellen wir damit die Themen nach vorne, die an der Basis vor Ort besonders intensiv diskutiert werden.“

Große Zustimmung findet die Absenkung von Arbeitszeiten, um Beschäftigung zu sichern. Dabei ist, etwa bei Kurzarbeit, auch der finanzielle Ausgleich von Bedeutung. Schon jetzt hat der noch junge Vorschlag einer Vier-Tage-Woche mit teilweisem Entgeltausgleich in der Region hohe Zustimmungswerte. 88 Prozent der Befragten sehen in ihr ein wichtiges Instrument der Beschäftigungs- und Zukunftssicherung.

Zukunft sichern durch Investitionen und Qualifizierung

Unter den Befragten im Bereich der IG Metall Herborn gibt es eine hohe Zustimmung für Zukunftstarifverträge mit Investitions-, Produkt- und Standortzusagen und zwar über alle Beschäftigtengruppen hinweg. Für 89 Prozent sind solche Zukunftstarifverträge „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Auf noch größere Zustimmung trifft die Forderung nach Zukunftssicherung durch Qualifizierung, wofür sich 94 Prozent aussprechen. „Die Beschäftigten wissen: Qualifizierung ist ein zentrales Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Transformation“, so Scheld 1. Bevollmächtigter.

Die Ergebnisse zeigen deutlich: Eine Entgelterhöhung spielt eine wichtige Rolle. Für durchschnittlich 85 Prozent der Befragten ist dieses Ziel „sehr wichtig“ oder „wichtig“ – zumal damit Einkommen gestärkt, aber auch Beschäftigungssicherung finanziert wird.

Arbeitgeber mit Nachholbedarf bei Kommunikation und Strategie

Angesichts der Pandemie und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise sind viele Kolleginnen und Kollegen stark verunsichert. Diese Verunsicherung wird durch die mangelhafte Informationspolitik vieler Arbeitgeber noch verstärkt: Nur 16 Prozent der Beschäftigten in unserer Region fühlen sich hinreichend über die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten ihres Betriebs informiert. Erst recht vermissen sie eine langfristige strategische Ausrichtung: Der Aussage, dass es in ihrem Betrieb eine konkrete Strategie für die langfristigen Herausforderungen des Strukturwandels gibt, stimmen nur 20 Prozent der Befragten zu.

Verunsichert, aber handlungsbereit und solidarisch

Trotz aller Sorge und Verunsicherung zeigen sich die Beschäftigten handlungsbereit: 91 Prozent der Beschäftigten sind davon überzeugt, betriebliche Herausforderungen solidarisch meistern zu können. Groß ist auch die Bereitschaft, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Nachbarbetriebe für die Zukunft der ganzen Region zu kämpfen. Angesichts der historischen Krise fordern sie aber auch Hilfe von der Politik. 92 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass das wirtschaftliche Überleben der Betriebe durch finanzielle Unterstützung und Konjunkturhilfen ermöglicht werden muss.

„Die Ergebnisse zeigen: Die Beschäftigten sind sich der Tiefe der Rezession und der Wucht des Wandels bewusst. Sie brauchen Sicherheit in Zeiten des Umbruchs, sie fordern Perspektiven für die Arbeitswelt von Morgen“, so das Fazit von Oliver Scheld 1. Bevollmächtigter mit Blick auf die regionale Auswertung der Befragung.

Die Befragung

Ziel der Befragung unter dem Motto „Kurs bestimmen“ war es, Meinungen, Haltungen und Bewertungen zu arbeitsweltlichen und politischen Fragen repräsentativ zu erheben und auszuwerten. Teilnehmen konnten alle Beschäftigen im Organisationsbereich der IG Metall, unabhängig von einer Mitgliedschaft. Bundesweit nahmen im Zeitraum vom 21. September bis 13. November 2020 rund 250.000 Kolleginnen und Kollegen teil. Im Bereich der IG Metall Herborn beteiligten sich 1000 Beschäftigte aus 20 Betrieben an der Befragung.

Von: mh

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