2. Mai - Erinnerung an die Stürmung der Gewerkschaftshäuser 1933

Rote Nelken an der Gedenktafel in der Burger Landstraße

02.05.2022 | Heute legte Werner Schäfer stellvertretend für den Arbeitskreis der IG Metall SenorInnen- und Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit an der Erinnerungstafel in der Burger Landstraße, Sitz des Bergarbeiterverbandes bis 2. Mai 1933, rote Nelken zum Gedenken an die Stürmung und Besetzung der Gewerkschaftshäuser am 2. Mai 1933 nieder.

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Mit der Enthüllung der Gedenktafel in der Burger Landstraße am 2. Mai 2013 durch Hans Benner, Bürgermeister i. R., am ehemaligen Gewerkschaftshaus des Bergarbeiterverbandes - dem heutigen Autohaus Grimm - sollte an die Verfolgung der Gewerkschafter durch die Faschisten erinnert werden. Nur wenige Stunden nach dem von dem NS-Staat zum Feiertag erhobenen 1. Mai zum Tag der Arbeit stürmten am 2. Mai 1933 die Nazis das Büro der damaligen Bergarbeitergewerkschaft in der Burger Landstraße 5.
Der alte Dillkreis war in den 30er Jahren schon stark industrialisiert und es hatte sich eine Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung entwickelt. Schon kurz nach ihrer Machtergreifung ging es den Nationalsozialisten um die Zerschlagung der freien Gewerkschaften, die Parteien der Arbeiterbewegung - KPD und SPD - waren schon verboten bzw. in ihrer Betätigung eingeschränkt.
In Herborn waren ihnen zwei Männer ein Dorn im Auge gewesen: Heinrich Becker und Paul Szymkowiak, beide Gewerkschaftssekretäre. Becker gehörte zudem für die Sozialdemokraten dem Reichstag an. Und: Er hatte gegen die Ermächtigungsgesetze gestimmt. Beide wurden verfolgt. Während Becker über das Saarland nach Frankreich flüchtete und dort später verhaftet wurde, wurde Szymkowiak im Sommer 1933 in »Schutzhaft« genommen und von der Polizei in Wetzlar gefoltert. Nach dem missglückten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er erneut verhaftet und in ein Konzentrationslager verschleppt.
Bei der Blumenniederlegung erinnert unsere Gewerkschaftssekretärin Andrea Theiß, dass es in Herborn nicht nur ein Büro der Bergarbeitergewerkschaft, sondern auch des DMV, dem Deutschen Metallarbeiterverband - der Vorläuferorganisation der IG Metall – in der Kaiserstraße gab mit dem hauptamtlichen Gewerkschaftssekretär Adolf Kunz. Adolf Kunz war bereits am 17. Juli 1932 von der SA in seiner Gaststätte in Burg (heute Burger Eck) überfallen, verprügelt und verhaftet worden. Der Augenzeugenbericht von Henriette Bretthauer aus 1983 beschreibt den Überfall detailgetreu.
Der AGA- und SeniorInnen-Arbeitskreis der IG Metall Herborn will mit einer Gedenkveranstaltung am 17. Juli 2022, die an die Geschehnisse am 17. Jul 1932 in Burg erinnern. Eine Projektgruppe trifft sich, um die Ausgestaltung der Erinnerungstafel und der Veranstaltung vorzubereiten. Mit dabei sein wird Holger Gorr, Verfasser von dem Geschichtsband „Verdammte Geduld“ über die Situation und Kämpfe der Arbeiterbewegung im Dillkreis. Der Augenzeugenbericht von Henriette Bretthauer (Gespräch vom 22. April 1983) soll dabei einbezogen werden, auch als Zeugnis für die junge Generation.
 

Von: mh

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